Rui Pinto

Football Leaks: Pinto soll nach Portugal ausgeliefert werden

Mit mehr als 70 Millionen Football-Leaks-Dokumenten hat der Portugiese Rui Pinto alias "John" heimliche Machenschaften im Profifußball enttarnt. Ein Gericht in seiner ungarischen Wahlheimat hat nun entschieden, dass der 30-Jährige in sein Heimatland ausgeliefert wird. Dort droht ihm eine Haftstrafe. Pintos Anwälte kündigten nach dem Urteil umgehend an, in Berufung zu gehen.

Rui Pinto stand seit Mitte Januar in Budapest unter Hausarrest. Die Behörden in Ungarn mussten die Frage beantworten, ob der Portugiese als Whistleblower den besonderen Schutz für Informanten durch den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Anspruch nehmen kann. Dem war nicht so. "Der Auslieferungsantrag kann nicht zurückgewiesen werden", sagte Richterin Judit Csiszar: "Es wird von EU-Mitgliedern erwartet, dass sie gleichen juristischen Standards folgen."

"Habe keine der kriminellen Taten begangen, die mir vorgeworfen werden"

Ein brisante Entscheidung, denn es geht dabei auch um die Football-Leaks-Daten. Neun europäische Länder, sowie die USA wollen die Dokumente auswerten, die Pinto zusammengetragen hat - und Straftaten ahnden. In Portugal könnten diese Daten für andere europäische Länder und Staatsanwaltschaften nicht mehr nutzbar sein.

Pinto selbst erklärte vor Gericht: "Ich habe keine der kriminellen Taten begangen, die mir vorgeworfen werden." Er habe niemals Geld erhalten und alles, was er getan habe, sei im "öffentlichen Interesse" gewesen, "um die Korruption im europäischen Fußball" aufzudecken.

Vorwurf der Erpressung

In Portugal wird Pinto unter anderem "die unzulässige Aneignung und Verbreitung von Daten sowie versuchte Erpressung" vorgeworfen. Die vermeintliche Erpressung der Agentur Doyen Sports sei aber nur ein "kindlicher Streich" gewesen, sagte Pintos Anwalt William Bourdon, der schon den Whistleblower Edward Snowden vertreten hat.

Pinto hatte Millionen von Unterlagen, teils vertrauliche Dokumente, dem "Spiegel" übergeben, die das Nachrichtenmagazin mit dem NDR und dem Recherchenetzwerk EIC teilte. Das bislang größte Datenleck im Fußball. Unter den folgenden Enthüllungen waren Berichte über die Steuervergehen von Topstar Cristiano Ronaldo während dessen Zeit in Spanien bei Real Madrid und über die Versuche der Spitzenteams Paris St. Germain und Manchester City, das Financial Fair Play (FFP) der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zu umgehen.

"Ich bin kein Hacker"

Die Quelle der Daten behält Pinto weiterhin für sich. Er betont aber, nicht der Einzige hinter den Enthüllungen zu sein. "Ich bin kein Hacker", sagte Pinto: "Am Ende geht es darum, dass Whistleblower Vorgänge offenlegen, die der Gesellschaft sonst verborgen blieben: Verbrechen, Missstände, Fehlverhalten."

Pintos Angst vor der Auslieferung

Die drohende Auslieferung nach Portugal bereite Pinto im Vorfeld der ungarischen Entscheidung große Sorge. "Ich fürchte, dass wenn ich ein portugiesisches Gefängnis betrete, vor allem eines in Lissabon, ich dort nicht lebend herauskomme", sagte Pinto dem NDR, der ihn zusammen mit dem "Spiegel" und dem französischen Investigativportal "Mediapart" in Budapest interviewte: "Diese Fußballmafia ist überall. Sie wollen die Botschaft aussenden, dass sich niemand mit ihnen anlegen soll."

Dieses Thema im Programm:

Football Leaks | 05.03.2019 | 13:18 Uhr

Stand: 05.03.19 14:00 Uhr