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Whistleblower von Football Leaks aus U-Haft entlassen

von Hendrik Maaßen

Der Whistleblower der Football Leaks ist nach Angaben seiner Anwälte am Freitag (18.01.19) aus der Haft entlassen worden, steht aber weiter unter Hausarrest. Er war am Mittwoch aufgrund eines europäischen Haftbefehls in Budapest festgenommen worden.

Der im Zusammenhang mit den Football Leaks in Ungarn verhaftete Whistleblower Rui Pinto ist aus dem Gefängnis entlassen und bis zu einer Anhörung über eine mögliche Auslieferung unter Hausarrest gestellt worden. Das teilten seine Anwälte am Freitagnachmittag mit.

Informant europäischer Ermittlungsbehörden

Darüber hinaus erklärten sie, dass Pinto bis zu seiner Verhaftung im Kontakt mit Ermittlern der französischen Finanzstaatsanwaltschaft stand. Zudem sei auch eine Zusammenarbeit mit einem Schweizer Staatsanwalt in Vorbereitung gewesen. Am Freitagmorgen wurde Pinto erstmals einer Richterin vorgeführt. Sein ungarischer Anwalt David Deak machte bei der Anhörung deutlich, dass Pinto Informant europäischer Ermittlungsbehörden sei.

Whistleblower genießen in Europa besonderen rechtlichen Schutz. Die Richterin entschied am Ende der Anhörung, Pinto aus der Haft zu entlassen, da ihm keine schwere Straftat vorgeworfen werde und er seine Identität in Ungarn nicht verschleiert habe. Er steht nun in Budapest unter Hausarrest und muss eine elektronische Fußfessel tragen. Die portugiesischen Behörden haben Widerspruch gehen diese Entscheidung eingelegt.

Anwälte weisen Vorwurf der Erpressung entschieden zurück

Pinto wird in Portugal "Cyberkriminalität" vorgeworfen. Er soll sich "unrechtmäßigen Zugang" zu vertraulichen Dokumenten verschafft haben, zudem wird er der "versuchten Erpressung" beschuldigt.

Rui Pintos Anwalt William Bourdon sagte: "Ich weise den Vorwurf der Erpressung gegen meinen Mandanten ganz entschieden zurück." Bourdon hat in der Vergangenheit auch Edward Snowden und andere Whistleblower verteidigte. Der NDR und das europäische Recherche Netzwerk EIC äußern sich prinzipiell nicht zur Identität möglicher Quellen.

Die ungarische Justiz muss nun bis zum 19. März entscheiden haben, ob Pinto nach Portugal ausgeliefert werden kann. In einer zweiten Anhörung will der Whistleblower seine Auslieferung anfechten, so seine Anwälte. Sie bezeichneten ihn als "großen europäischen Whistleblower und Teil von Football Leaks".

Zahlreiche Ermittlungsverfahren nach Enthüllungen

Die Enthüllungen der Football Leaks über illegale Geschäfte im Profifußball hatten in den vergangenen Jahren zu zahlreichen Ermittlungsverfahren in diversen europäischen Ländern geführt - unter anderem wegen schwerwiegender Fälle von Steuerhinterziehung. Der prominenteste Fall ist Cristiano Ronaldo. Der fünffache Weltfußballer wird in Spanien der schweren Steuerhinterziehung beschuldigt. Er hat knapp 150 Millionen Euro über Offshore-Firmen fließen lassen. Inzwischen gestand er seine Steuerhinterziehung ein und zahlte knapp 20 Millionen Euro an den spanischen Staat. Zudem akzeptierte er eine zweijährige Bewährungsstrafe. Ein Gericht muss dieser Einigung in den nächsten Tagen noch zustimmen.

Der Informant der Football Leaks, Rui Pinto, wurde laut seinen Anwälten im Laufe der Veröffentlichungen immer wieder bedroht. So seien zahlreiche Agenturen aus der Welt des Fußballs darauf angesetzt worden um ihn "um jeden Preis mundtot zu machen". Die nun erhobenen Vorwürfe gegen ihn betreffen die ersten Veröffentlichungen der Plattform aus dem Herbst 2015 als die Website "Football Leaks" erstmals online ging.

Das NDR Recherche-Team zu "Football Leaks"

Katrin Kampling, Sven Lohmann, Hendrik Maaßen, Han Park, Nino Seidel, Birgit Wärnke

Hörfunk-Umsetzung
Moritz Cassalette, Holger Gerska, Hendrik Maaßen

Online-Umsetzung
Andreas Bellinger, Matthias Heidrich, Thomas Luerweg, Sebastian Ragoß

Dieses Thema im Programm:

Football Leaks | 04.11.2018 | 21:45 Uhr

Stand: 19.01.19 10:45 Uhr