Eric Johannesen: Triumphe und Enttäuschungen
Steckbrief
in Oberhausen
Größe: 193 cm
Gewicht: 100 kg
Verein: RC Bergedorf
Beruf: Sportsoldat
Sportliche Eckdaten
Größte Erfolge
Olympische Spiele:1. Platz 2013 (Achter mit Steuermann)
Weltmeisterschaft:
2. Platz 2015 (Achter mit Steuermann)
2. Platz 2014 (Achter mit Steuermann)
2. Platz 2013 (Achter mit Steuermann)
1. Platz 2011 (Achter mit Steuermann)
5. Platz 2010 (Achter mit Steuermann)
Europameisterschaft:
1. Platz 2016 (Achter mit Steuermann)
1. Platz 2015 (Achter mit Steuermann)
1. Platz 2014 (Achter mit Steuermann)
1. Platz 2013 (Achter mit Steuermann)
Wie es sich anfühlt, bei Olympia zu gewinnen, kennt er. Wie es ist, Olympia zu verlieren, auch. Ruder-Olympiasieger Eric Johannesen war einer der bekanntesten und besonders engagierten Botschafter der angestrebten Hamburger Olympia-Bewerbung, die durch das Votum der Bürger im vergangenen November aber gestoppt wurde. Das soll kein schlechtes Omen für seinen Start in Rio sein, auch wenn ihn das Aus für die Sportstadt Hamburg bitter enttäuscht hat. Jetzt zählt es für ihn, den Triumph von London zu wiederholen.
Stolzer Olympionike
Ohnehin wäre die Wahrscheinlichkeit, in seiner Heimatstadt Olympia zu feiern und auf der Hausstrecke seines Ruder-Clubs Bergedorf im Achter zu sitzen, als dann 36-Jähriger verschwindend gering gewesen. Aber Johannesen lebt Olympia. Auch in Brasilien sitzt er wieder in dem Paradeboot, das seit Jahrzehnten als Deutschland-Achter für Furore sorgt. Der 1988 in Oberhausen geborene Olympionike ist stolz darauf, Teil dieser verschworenen Gemeinschaft zu sein. Es wäre das Größte, auf der Regattastrecke an der Rodrigo-de-Freitas-Lagune wieder ganz oben auf dem Treppchen zu stehen - bevor Steuermann Martin Sauer traditionell ins (hoffentlich saubere) Wasser geworfen wird.
Studium muss warten
Viele Kilometer wurden in den Trainingslagern geschrubbt, blockweise im Achter und im Zweier, der 1,93 Meter große und 97 Kilo schwere Modellathlet war immer dabei. "Alle drei Tage wurde die Bootsklasse gewechselt, die Besetzung im Achter immer wieder variiert." Dreimal die Woche ging es in die sogenannte Mucki-Bude: Krafttraining, Strampeln auf dem Ergometer, Gymnastik und manchmal auch ein Fußballspiel standen auf dem Trainingsplan. Zeit zum Geldverdienen bleibt da wenig. Und auch sein Studium des Wirtschaftsingenieurswesens musste für Olympia hintanstehen.
"Man muss sich präsentieren können"
Rudern muss Johannesen also - im doppelten Sinne - auch für seinen Lebensunterhalt. Dabei gehört er zu den privilegierten Sportlern, die es schaffen, Sponsoren davon zu überzeugen, dass ihr Geld gut angelegt ist. Zusammen mit der Sporthilfe kann der 28 Jahre alte Ex-Sportsoldat gut leben. "Man muss sich natürlich auch präsentieren können, was im Deutschland-Achter einfacher ist als in anderen Bootsklassen", betont Johannesen.
Goldene Ambitionen für Rio
Das sei aber nicht der Grund gewesen, warum er seinen Traum von der Leichtathletik aufgegeben hat. Zum Rudern sei er eher aus einer Laune heraus gewechselt. Eine Laune des Schicksals, möchte man angesichts der Erfolge sagen. Los ging es gleich mit der deutschen B-Junioren-Meisterschaft im Hamburger Achter. Seit 2011 ist er fester Part im Deutschland-Achter, mit dem Johannesen prompt die Weltmeisterschaft gewann. Auch in die Olympia-Saison startete das Paradeboot prächtig und unterstrich die goldenen Ambitionen für Rio. Auf der Regattastrecke in Brandenburg an der Havel holten Johannesen & Co. zum vierten Mal nacheinander die Europameisterschaft vor Russland und Großbritannien, das ihnen zuletzt dreimal in Serie den WM-Titel weggeschnappt hatte.
Olympia das Größte
Welt- und Europameisterschaften stehen für Hamburgs Sportler des Jahres 2012 allerdings klar im Schatten von Olympia. "Es ist einfach das größte Sportereignis der Welt mit 15.000 Athleten aus den verschiedensten Sportarten", erklärt Johannesen und denkt mit noch immer leuchtenden Augen an London zurück: "Die Olympischen Spiele dort waren ein Erlebnis, das ich nie vergessen werde. Ich bin froh, es erlebt zu haben. Schade, dass die Hamburger es nicht gewollt haben."
Stand: 03.08.16 20:11 Uhr