Football Leaks - Von Gier, Lügen und geheimen Deals © NDR

Whistleblower-Anwalt: "Rui Pinto ist John"

von Katrin Kampling

Der in Budapest festgenommene Portugiese Rui Pinto ist der Football-Leaks-Whistleblower mit dem Pseudonym "John". Das bestätigte sein Anwalt William Bourdon in einem Interview mit dem Magazin "Der Spiegel" und dem Recherchenetzwerk EIC, dem auch der NDR angehört. Pinto sei aber nicht der einzige Whistleblower von Football Leaks, sagte Bourdon: "Natürlich gibt es noch weitere Quellen." Wie Pinto an die Dokumente gekommen sei, erklärte sein Anwalt nicht. Pinto wurde vergangene Woche (17.01.2019) verhaftet. Ihm wird Cyberkriminalität und versuchte Erpressung vorgeworfen. Mittlerweile steht er unter Hausarrest und muss eine elektronische Fußfessel tragen.

William Bourdon, Rui Pinto, David Deak, Vincent Brengarth (v.l.n.r.) © Twitter/Vincent Brengarth

William Bourdon, Rui Pinto, David Deak, Vincent Brengarth (v.l.n.r.)

Pintos Anwalt Bourdon erklärt, dass sein Mandant im Jahr 2015 tatsächlich versucht habe, die in Portugal ansässige Agentur Doyen Sports zu erpressen. Doyen Sports ist eine Sportmarketingfirma, die unter anderem Neymar und David Beckham vermarktet hat. Pinto habe der Agentur angeboten, belastende Dokumente gegen Geld zurückzuhalten. Bourdon bezeichnete das als "kindlichen Streich": "Er hat letztlich selbst auf das Geld verzichtet." Deshalb könne sein Mandant nicht wegen versuchter Erpressung verurteilt werden. Die Vorwürfe seien zudem übertrieben. Man versuche, Pinto als Kleinganoven darzustellen, um "alles, was er getan hat, zu diskreditieren".

Football Leaks könnte den Staatskassen viele Millionen Euro einbringen

Der 30-jährige Pinto erfüllt aus der Sicht seines Anwalts alle Voraussetzungen, um als Whistleblower nach der Definition des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte behandelt zu werden. Die Football Leaks gäben den europäischen Steuerbehörden die Möglichkeit, viele Millionen Euro wiederzuerlangen. Eine Auslieferung an Portugal würde das erschweren, denn es könne bedeuten, dass "mehrere europäische Staatsanwälte und Steuerbehörden der Möglichkeit beraubt werden, alle Dokumente auszuwerten und Pinto als Zeugen zu vernehmen". Es handele sich um einen historischen, einmaligen Fall. William Bourdon hat bereits den NSA-Whistleblower Edward Snowden vertreten.

Rui Pinto hat dem "Spiegel" über 70 Millionen teils vertrauliche Dokumente aus dem professionellen Fußball zur Verfügung gestellt. Der "Spiegel" hat die Dokumente mit dem NDR und dem Recherchenetzwerk EIC geteilt und ausgewertet. Die Enthüllungen der Football Leaks über illegale Geschäfte im Profifußball hatten in den vergangenen Jahren zu zahlreichen Ermittlungsverfahren in diversen europäischen Ländern geführt - unter anderem wegen schwerwiegender Fälle von Steuerhinterziehung. Der prominenteste Fall ist Cristiano Ronaldo. Der fünffache Weltfußballer wird in Spanien der schweren Steuerhinterziehung beschuldigt. Er hat knapp 150 Millionen Euro über Offshore-Firmen fließen lassen. Inzwischen gestand er seine Steuerhinterziehung ein und zahlte knapp 20 Millionen Euro an den spanischen Staat. Zudem akzeptierte er eine zweijährige Bewährungsstrafe.

In den Medien hatte Rui Pinto sich den Decknamen "John" gegeben. Die ungarische Justiz muss nun bis zum 19. März entscheiden, ob Pinto nach Portugal ausgeliefert werden kann.

Das NDR Recherche-Team zu "Football Leaks"

Katrin Kampling, Sven Lohmann, Hendrik Maaßen, Han Park, Nino Seidel, Birgit Wärnke

Hörfunk-Umsetzung
Moritz Cassalette, Holger Gerska, Hendrik Maaßen

Online-Umsetzung
Andreas Bellinger, Matthias Heidrich, Thomas Luerweg, Sebastian Ragoß

 

Dieses Thema im Programm:

Football Leaks | 04.11.2018 | 21:45 Uhr

Stand: 25.01.19 14:00 Uhr