Bayern Münchens Chefjurist Michael Gerlinger sitzt an seinem Schreibtisch. © NDR

Interview

Bayern-Jurist Gerlinger: Super League "attraktiv für Vereine"

von der Football-Leaks-Redaktion des NDR

Der Jurist Michael Gerlinger ist seit 2005 beim FC Bayern München und leitet dort die mit ihm gegründete Rechtsabteilung - die inzwischen mit den Bereichen Personal und institutionelle Beziehungen erweitert wurde. Der Direktor Recht des deutschen  Rekordmeisters hat zum Thema "Regelverstoß im Sport und unlauterer Wettbewerb" promoviert und zudem das FIFA-Masterstudium mit dem Schwerpunkten Recht und Management abgeschlossen. Seit Karl-Heinz Rummenigge im vorigen Jahr den Vorsitz der Europäischen Klub-Vereinigung ECA abgegeben hat, sitzt Gerlinger dort als Vertreter des FC Bayern im gewählten ECA-Vorstand. Der Jurist zählte 2007 zur Gruppe von Vereinsvertretern, die an der ECA-Gründung mitgewirkt haben.

Der FC Bayern war nach unseren Informationen schon im Jahr 2016 die treibende Kraft bei der Planung einer Super League. Warum?

Gerlinger: Der FC Bayern war nicht an der Spitze bei der Planung. Natürlicherweise war Karl-Heinz-Rummenigge als damaliger Präsident der ECA eine der wichtigsten Personen in den Diskussionen und letztendlich dann auch derjenige, der gesagt hat: Ich möchte es lieber mit der UEFA traditionell machen.

Wie wichtig ist für den FC Bayern die Champions League?

Gerlinger: Wirtschaftlich ist es wahrscheinlich weniger, als die Menschen denken. Im Schnitt sind es bei den Champions-League-Clubs der ersten fünf Länder sieben Prozent aller Einnahmen. Sagen wir mal so, der sportliche Wert ist viel größer als der wirtschaftliche. Das ist einfach ein Titel, von dem man träumt und der viele Emotionen hervorruft.

Was macht den Reiz einer Super League aus?

Gerlinger: Attraktiv ist für die Vereine, dass sie selbst einen Wettbewerb regeln können, wie sie das wollen. Das zweite Interesse ist sicherlich das Potenzial, das eine Super League wirtschaftlich hat. Da sind natürlich ganz andere Möglichkeiten, wenn sie 24 oder 16 der absolut stärksten Marken hier rein geben können. Wir reden dann nicht mehr über die klassische Vereinsstruktur, sondern über eine Vollvermarktung. Da kann man das Letzte rausholen. Man wirft der Champions League und Bundesliga teilweise vor, richtig in die Kommerzialisierung zu gehen. Das ist meines Erachtens noch gar nichts gegen das, was in so einem Szenario möglich wäre. Ich denke, da sind wir noch einigermaßen traditionell unterwegs.

Das NDR Recherche-Team zu "Football Leaks"

Katrin Kampling, Sven Lohmann, Hendrik Maaßen, Han Park, Nino Seidel, Birgit Wärnke

Hörfunk-Umsetzung
Moritz Cassalette, Holger Gerska, Hendrik Maaßen

Online-Umsetzung
Andreas Bellinger, Matthias Heidrich, Thomas Luerweg, Sebastian Ragoß

Dieses Thema im Programm:

Das Erste | Dokus im Ersten | 04.11.2018 | 21:45 Uhr

Stand: 19.10.18 10:33 Uhr